Kastration der Hündin - Pro und Kontra
Kastration bedeutet bei der Hündin die Entfernung beider Eierstöcke mit oder ohne Gebärmutter. Sterilisation bedeutet die Unterbindung der Eileiter bei der Hündin, dadurch wird zwar die Fortpflanzungsfähigkeit verhindert, nicht aber die hormonelle Situation verändert; Hündinnen werden weiter läufig.
Ab Eintritt der Läufigkeit ist eine Hündin auch gleichzeitig Geschlechtsreif, das heißt sie wäre rein anatomisch gesehen in der Lage Welpen zu bekommen. Bei kleinen Rassen ist dies schon mit 6 Monaten der Fall bei großen Rassen kann es über ein Jahr dauern bis die erste Hitze eintritt. Diese dauert dann durchschnittlich 2-3 Wochen und tritt 1-3 mal jährlich auf. Nach ca. 6 Wochen tritt eine Scheinmutterschaft ein, die völlig problemlos und nahezu unbemerkt ablaufen kann oder aber deutlich ausgeprägt mit Schwellung des Gesäuges inklusive Milchfluss, Bemuttern von Spielzeug und anderen Gegenständen, Nahrungsverweigerung und Infektionen verläuft.
Oft sieht sich der Halter in einer Zwickmühle. Soll ich sie operieren lassen oder nicht?
Im Folgenden versuche ich Sie durch eine objektive Abwägung von Vor- und Nachteilen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Argumente für eine Kastration
Die Hündin wird nicht mehr läufig und der Stressfaktor für Herrchen und Hund für liebestolle Rüden wird erheblich minimiert. Es kann keine ungewollte Schwangerschaft eintreten. Je eher man die hormonbildenden Organe entfernt umso geringer ist das Risiko später Gesäugekrebs auszubilden. Bereits nach der 2. Läufigkeit kann dies nicht mehr beeinflusst werden. Ihr Tier kann nicht mehr an der oft im Alter auftretenden Gebärmuttervereiterung erkranken. Die Scheinmutterschaft tritt nicht mehr ein. Diese ist zwar gut medikamentös in den Griff zu bekommen stellt aber dennoch ein Risiko für den physischen und psychischen Gesundheitszustand bei sehr ausgeprägter Form dar.
Argumente gegen eine Kastration
Aus tierschützerischen Gesichtspunkten muss man hier anführen, dass mit der Kastration ein operativer Eingriff unter Narkose an einem gesunden Tier vorgenommen wird. Dabei setzt man das Tier ein Narkose-, Infektions- und Operationsrisiko aus. Dieses Risiko kann man aber deutlich reduzieren, wenn man bestimmte Punkte in einem Prä-operativen Gesundheitscheck abklärt und die schonendste Narkose mit einem geeignetem Monitoring wählt, indem die Vitalfunktionen des Tieres stets überwacht werden. Auch postoperativ kann man als Tierarzt und Halter einiges dafür tun, dass die Aufwachphase und die Genesung möglichst komplikationslos verlaufen.
Durch die nun bessere Futterverwertung, kann es etwas schneller zum Übergewicht kommen, aber hier kann man am besten mit speziellen Futtermitteln und ausreichender Bewegung entgegensteuern.
Durch den Hormonmangel kann es bei einigen Hündinnen zu einem verändertem Haarwachstum kommen zum sogenannten „Welpenfell“. Dies tritt relativ häufig beim Spaniel, Langhaardackel und Irish Setter auf. Bei kurzhaarigen Hunden können lichte bis haarlose Stellen im Bereich der Flanken auftreten.
Als weiterer Punkt muss hier die eventuell auftretende Inkontinenz erwähnt werden. Von keiner Inkontinenz über ein paar Tröpfchen im Schlaf verlieren bis zum tatsächlichen Einnässen kann alles vorkommen. Diese kann aber gut medikamentös eingestellt werden, man muss sich aber bewusst sein, dass diese dann oft auch lebenslang gegeben werden müssen.
Alternativen zur Kastration bei der Hündin wären Hormonspritzen, die in bestimmten Abständen injiziert werden und somit eine Läufigkeit unterdrücken. Da das Risiko sehr hoch ist, dass sich nach einer gewissen Zeit Gebärmuttervereiterungen und andere hormonell bedingte Erkrankungen dadurch ausbilden, lehne ich persönlich diese Alternativmethode ab.
Der beste Zeitpunkt für die Kastration ist 10-12 Wochen nach der Läufigkeit.
Falls Sie doch noch Fragen zu diesem Thema haben, zögern Sie nicht und sprechen Sie uns darauf an. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden.